Die Multimedialen Sammlungen des Universalmuseum Joanneum Graz sind von der Neutorgasse in die Sackstraße umgezogen. Dort werden die neuen Räumlichkeiten mit einer großartigen Ausstellung über den Steirischen Fotografen Franz Fauth eingeweiht!
Graz – Fauth fotografiert / Museum für Geschichte
30 April, 2017
30 April, 2017
Kurzbeschreibung
Die Multimedialen Sammlungen des Universalmuseum Joanneum Graz sind von der Neutorgasse in die Sackstraße umgezogen. Dort werden die neuen Räumlichkeiten mit einer großartigen Ausstellung über den Steirischen Fotografen Franz Fauth eingeweiht!
In St. Peter im Sulmtal wurde ein Schatz entdeckt! Am Heuboden auf dem Hof von Maria Fauth, Enkelin des weststeirischen Fotografen Franz Fauth (1870–1947), wurden 2016 – zwischen Heu, Stroh, Steinen und Brettern – auf 6 m2 unglaubliche 12.000 Glasplattennegative, Fotopositive, fotografische Gerätschaften und andere Dokumente gefunden. Dieser Sensationsfund ist von den Mitarbeitern der Multimedialen Sammlungen des Universalmuseum Joanneum in einer mehrwöchigen „fotoarchäologischen Grabung“ geborgen worden und wurde jetzt im neu gestalteten »Museum für Geschichte« der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wer war Franz Fauth?
Landwirt, Motorradbesitzer, Musiker und Fotograf – verheiratet,
drei Kinder, das war Franz Fauth. Eine bekannte Person im steirischen
Sulmtal und der näheren Umgebung. Bereits 1893 meldete er ein
Fotografie-Gewerbe an und investierte ab 1900 in sein Hof-Atelier.
Hauptsächlich aber verschrieb er sich der klassischen Portrait-Fotografie.
Bilder der Ausstellung
Aufgeteilt auf 3 Räume wird die einzigartige Geschichte des Fotografen
und seines Nachlasses erzählt. Die Reise beginnt mit der »Spurensuche«, die
seine Biografie sowie Lebensumstände beinhaltet und uns sein Arbeitswerkzeug
sowie seine Technik(en) erläutert. Relikte einer vordigitalen Zeit zeigen uns
im zweiten Abschnitt das Equipment von Franz Fauth junior, der »Photo Fauth«
weiterführte. Die Leidenschaft für die Fotografie wurde bis zu Enkelin Maria
weitergegeben – sie ist heute ehrenamtliche Bildchronistin für
die Gemeinde St. Peter im Sulmtal.
Der dritte Teil der Ausstellung zeigt die Portraits* von Franz
Fauth sen. Kundinnen und Kunden zwischen den 1910er Jahren und 1945. Es sind
unbekannte Personen aus der näheren Umgebung des Sulmtals oder aus dem Bezirk
Deutschlandsberg. Der Zustand der Fotonegative wurde ab 1940 immer schlechter.
Der über 70 jährige Fauth war bereits schwer krank und lies unter seiner
Anleitung Kinder aus der Nachbarschaft seine Arbeit übernehmen. Die folgenden
Bilder sprechen für sich. Anonyme Fotografien von Frauen, Männern, Kindern,
Familien, Soldaten… Teilweise sind einzelne Namen überliefert, die meisten
gewähren jedoch keine Einblicke in ihr Leben. Bei einzelnen Fotografien
konnten Historiker durch die Kleidung (Uniform o. Ä.) oder andere Hinweise
einige wenige Details zur Abgebildeten Person und deren Geschichte
herausfinden.
Eindrücke
Man steht vor den namenlosen Bildern und begibt sich auf die
Suche. Auf die Suche nach etwas Vertrautem oder Bekanntem, Ähnlichkeiten und
eigenen Erinnerungen. Nicht selten hört man „Der da hinten sieht aus wie
Onkel Josef.“ oder „Oma Irmi hatte auch so einen Hut.“ Die
Ausstellung dieser Bilder ist auf seltsame Art intim – sie regt die Besucher dennoch an, sich über
das, was zu sehen ist, zu unterhalten.
Irgendwie ergreift einen das Gefühl, man hätte eine alte Kiste
mit Bildern aus der Jugend der Großeltern gefunden und würde jetzt
unerlaubterweise drinnen herumwühlen. Vermutlich war genau das auch die
Intention der Ausstellungsgestalter. Vermutlich ist es auch Maria Fauth so
gegangen, als sie am alten Heuboden die erste Kiste dieses »Sensationsfundes«
durchgesehen hat.
Mich hat diese Ausstellung sehr berührt und ich will hiermit
eine ganz klare Empfehlung abgeben, sich in die Welt des Portrait-Fotografen
Franz Fauth zu begeben. Ein Stück steirische Fotogeschichte wartet darauf,
entdeckt zu werden!
Die
Ausstellung läuft noch bis 08. Oktober 2017 Museum für Geschichte
Sackstraße 16
8010 Graz
Öffnungszeiten
Mi-So 10 – 17 Uhr
* Kenn ihr das, wenn man ein Wort regelrecht niederstarrt, weil
man nicht sicher weiß, ob man es richtig geschrieben hat? Mir ging es beim Wort
»Porträt« so. Ich würde immer »Portrait« schreiben – nach kurzer Recherche weiß
ich nun, dass ich die „alte“ Schreibweise bevorzuge… Für mich geht
das so in Ordnung.